Imaginäre Porträts

Sie lassen uns nicht so schnell los. Markante Begegnungen, freudvolle Ereignisse, aber auch verstörende Situationen. Sie beschäftigen das Unterbewusste, beleben oder blockieren die Gedanken. Mitunter treten sie flüchtig im Traum hervor. Sie beschäftigen unser Gehirn.

Brigitte Spanblöchel-Glass kann das Kreisen im Kopf über ihre Hand auf das Papier übertragen. Zunächst mit geschlossenen Augen bringt sie die ersten Striche auf das Zeichenblatt. Aus einem Gewirr von Linien formt sich ein menschliches Gesicht. Vorerst nur die Umrisse oder ein paar Details.

Gekonnt Hinzugesetztes erweckt das Zweidimensionale zunehmend zum Leben. Ein Ausdruck erhebt sich über das Blatt. Ein Porträt, angelangt im menschlichen Leben. Charaktere und Befindlichkeiten werden ablesbar. Sie kommen uns bekannt vor – in unserem Gegenüber oder in uns selbst.

Gute Porträts zeichnen sich dadurch aus, dass sie Persönlichkeiten und Stimmungen wiedergeben. Die imaginären Porträts der Künstlerin sind ausgezeichnet. Sie werden uns nicht so schnell loslassen …

Volkmar Käppl